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31.01.2022

VBE: Hohe Belastung, zu wenig Unterstützung

Neue Schul-Gesundheitsumfrage

71 Prozent der Schulleitungen in Nordrhein-Westfalen sagen, dass ihnen nicht genügend Möglichkeiten für die Gesunderhaltung des Kollegiums zur Verfügung stehen. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist dieser Wert sogar noch um zehn Prozentpunkte gestiegen. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen Schulleitungsumfrage zum Thema Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderung, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des VBE durchführte.

Die Umfrage offenbart deutlich gestiegene Anforderungen und Belastungen für die Lehrkräfte in den Schulen. Nahezu alle Schulleitungen bestätigen, dass die Anforderungen in der Zeit der Pandemie nochmals gestiegen sind. 98 Prozent stimmten dieser Aussage zu. 93 Prozent sagen, dass sich für die meisten bis fast alle Lehrkräfte an ihrer Schule Mehrbelastungen ergeben. Dazu erklärt Wibke Poth, stellv. Landesvorsitzende des VBE NRW:

 

„Pädagoginnen und Pädagogen sollen immer mehr Aufgaben erledigen und Probleme lösen. Ein aktuelles Beispiel sind die viel diskutierten Testungen. Um das Personal vor Überlastung zu schützen, bleibt den Schulleitungen als stärkste Maßnahme oft nur die gleichmäßige Verteilung der Arbeitslast. Dabei bräuchten sie stattdessen mehr Personal, doch es fehlen Fachkräfte. Die meisten Schulleitungen wünschen sich mehr Zeit und mehr Lehrkräfte, um Gesundheitsprävention zu ermöglichen. Es überrascht nicht, dass uns immer mehr Pädagoginnen und Pädagogen von typischen Stresssymptomen wie Magengeschwüren und dauerhaften Kopfschmerzen berichten. Dennoch schleppen sie sich in die Schule, denn sie wissen, dass sonst noch mehr Unterricht ausfällt oder der Stress für das ganze Team ansteigt.“

 

Nur 19 Prozent aller Schulleitungen sagen, dass es ein ausreichendes Angebot zur Gesunderhaltung durch das Schulministerium gibt. Dazu erklärt Wibke Poth:

 

„Das Schulministerium schafft es offensichtlich nicht, seine Angebote im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an die Schulen zu bringen. Es gibt Möglichkeiten, doch wenn diese nur wenige kennen, können Schulen davon nicht profitieren. Sind die Möglichkeiten bekannt, ist es allerdings nicht leicht, die Maßnahmen zu organisieren, da das Personal und damit auch die Zeit fehlen. Daher fordert der VBE schon seit langem Gesundheitsfachkräfte für jede Schule.  Diese können präventiv arbeiten und darüber hinaus zum Beispiel Aufgaben wie die Medikamentenabgabe übernehmen, die keinesfalls eine Aufgabe der Lehrkräfte sein darf. Auch bei der Umsetzung der Testungen wären Gesundheitsfachkräfte eine große Unterstützung. Als Teil von multiprofessionellen Teams können Schulgesundheitsfachkräfte einen wertvollen Beitrag für mehr Gesundheits- aber auch Bildungsgerechtigkeit leisten, indem sie Lehrkräfte entlasten.

 

An fast der Hälfte der Schulen hat die Zahl der Pädagoginnen und Pädagogen, die langfristig erkranken, zugenommen. Dazu erklärt Wibke Poth, stellv. Landesvorsitzende:

 

„Wenn Anforderungen und Mehrarbeit stetig für alle Pädagoginnen und Pädagogen steigen, steigen unweigerlich auch die Krankheitsfälle. Es ist gut, wenn der Dienstherr Möglichkeiten zur Stärkung der Resilienz bietet, aber dies ist nur dann zielführend, wenn auch die Rahmenbedingungen spürbar verbessert werden. Große Lerngruppen in zu kleinen Räumen, zu wenig Fachkräfte, fehlende digitale Ausstattung – die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Das frustriert und stresst auf Dauer. Da es sich um scheinbar ewige Baustellen handelt, resignieren offenbar einige Schulleitungen. Denn fast ein Viertel der Schulleitungen erklärt, dass sie nicht wissen, welche Unterstützung sie sich zur Gesundheitsprävention für ihre Schule wünschen.“

 

Wibke Poth, stellv. VBE-Landesvorsitzende, resümiert abschließend:

 

„Die Umfrage zeigt: Das Schulministerium darf nicht nur auf Verhaltensprävention setzen, sondern muss auch die Verhältnisprävention in den Blick nehmen, wenn es um den Gesundheitsschutz des Schulpersonals geht. Wenn das vorhandene Personal weder die nötige Unterstützung bekommt, etwa durch ausreichend Personal, noch wirksame Angebote zur Gesundheitsprävention erhält, ist mit einem Anstieg langfristiger Ausfälle zu rechnen. Die Landesregierung muss die Rahmenbedingungen dringend verbessern und mehr für die Personalgewinnung tun.“

 


Pressemitteilung 06/2022
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