Resilienz stärken
Schule heute: Frau Jordaan, was genau bedeutet Resilienz?
Laura Jordaan: Kurz gesagt, ist Resilienz unsere seelische Widerstandskraft, die uns ermöglicht Belastungen in unserem Leben auszuhalten und zu überwinden, ohne dabei Schaden zu nehmen.
Sh: Warum ist es gerade für Lehrkräfte wichtig, ihre Resilienz zu stärken?
Jordaan: Lehrpersonen haben einen äußerst interaktionsstarken Beruf, wo Erfolg und Misserfolg eng mit dem Verhalten und der Kooperationsbereitschaft der Interaktionspartner/-innen zusammenhängt. Zudem stehen sie oft vor Herausforderungen, die eigentlich von anderen Berufsgruppen bedient werden sollten (Sozialarbeiter/-innen, Therapeut/-innen, Integrationshelfer/-innen, …). Dies kann dazu führen, dass man an seine Grenzen stößt und ggf. auch Kontrollverluste erlebt. Hieraus können sich ungünstige Selbstwirksamkeitserfahrungen ergeben, die sich wiederum ungünstig auf das professionelle pädagogische Handeln auswirken können. Ich sehe also die Stärkung der Resilienz bei Lehrpersonen als großen Faktor für die eigene Gesundheit und Zufriedenheit, gleichzeitig aber auch als wichtigen Baustein der Idee einer guten und gesunden Schule.
Drastische Situationen, wie beispielsweise die aktuelle Pandemie, führen uns vor Augen, dass wir häufig keine Kontrolle über unsere Rahmenbedingungen oder Umstände haben. Gleichwohl können wir sehr wohl entscheiden, wie wir – auch mit widrigen Gegebenheiten – umgehen wollen. Dafür brauchen wir Resilienz.
Sh: Wie geht man dabei am besten vor? Welche zentralen Tipps geben Sie Lehrerinnen und Lehrer mit auf den Weg? Was hält sie im Schulalltag gesund?
Jordaan: Zentrale Aspekte sehe ich in der Balance zwischen Belastung und Regeneration. Abschalten und Auftanken zu können, ist ein wichtiger Baustein der Resilienz. Dafür ist es gut, seine eigenen Kraftquellen zu kennen und regelmäßig, neben all der Pflichterfüllung, auf Selbstfürsorge umzuschalten.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist für mich die sinnvolle Rekonfiguration bei Stress und Belastung, d. h. ich passe meine Verhaltensweisen, Gedanken (innere Filme) und meinen Aufmerksamkeitsfokus an. Dies sind Fähigkeiten, die gut im Nachgang trainiert werden können. Wir nehmen Situationen und versuchen sie, von einer anderen Perspektive zu betrachten oder für uns neue Drehbücher zu schreiben. Für das Verändern des Aufmerksamkeitsfokus ist zudem das Training von Achtsamkeit sehr hilfreich, da ich auch hier übe, meine Aufmerksamkeit willentlich zu lenken.
Ganz praktisch empfehle ich zudem, Dankbarkeit und die Fähigkeit, das Gute im Alltag zu erkennen, bewusst zu trainieren. Das kann beispielsweise mit einem Dankbarkeitstagebuch oder mit Reflexionsrunden in der Klasse oder dem Kollegium schön in den Alltag integriert werden.
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